Es ist wieder soweit und wir haben den nächsten Lockdown - wenn auch in etwas abgeschwächter Form. Trotzdem heißt es auch diesmal, Distanz zu wahren und zu Hause zu bleiben. Ich arbeite zwar weiter, allerdings größtenteils im Home Office. Und die meisten Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakte ruhen, was zwar einerseits schade ist, mir aber andererseits die Gelegenheit gibt, wesentlich mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und die Zeit auch bewusst zu genießen.
Wir machen Dinge, die wir sonst eigentlich nicht machen, da in der Hektik des Alltags irgendwie immer die Zeit fehlt, oder nur die Hälfte der Mannschaft mal gleichzeitig zu Hause ist. Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal alle zusammen Netflix geschaut haben oder uns mal in Ruhe unterhalten haben, irgendwie passiert das leider sehr oft zwischen Tür und Angel.
Und vor einigen Tagen hatten meine Tochter und ich eine spontane Idee, die wir jetzt umgesetzt haben. Wir sind beide große Fans von Duftkerzen, Aroma Diffusern & Co. Aber gerade bei Kerzen finde ich es ziemlich schwierig, für mich DEN Duft zu finden. Sehr häufig riechen die Kerzen einfach nur künstlich oder sind entweder viel zu intensiv, oder man riecht auch mal nix.
Also hatten wir die Idee, einfach mal selbst Duftkerzen herzustellen, zumal wir gerade fast sämtliche Vorräte abgefackelt haben und Nachschub musste dringend her. Außerdem nähern sich der erste Advent und Weihnachten mit großen Schritten und so eine selbstgemachte Kerze ist auch ein tolles Geschenk, gerade zu Weihnachten.
Leseecke in meinem Arbeitszimmer |
Duftkerzen selbst zu gießen hat einen ganz klaren Vorteil: Ich weiß genau, was drin ist und kann es auch selbst beeinflussen. Angefangen vom Wachs bis hin zum Duft, der bei mir sanft, natürlich sein soll und keine Chemiekeule. Auch die Farben kann ich frei wählen. Ein weiterer Aspekt ist auch das Upcycling, man kann all die schönen, leeren Gläser alter Kerzen wieder verwenden, statt sie einfach wegzuwerfen. Darüber habe ich mich in der Vergangenheit schon häufig geärgert und überlegt, was man alles damit anfangen kann.
Da meine Tochter und ich das erste Mal mit der Kerzenherstellung herum experimentieren, habe ich bei der Bestellung der Zutaten ein wenig auf den Preis geachtet - wenn dann etwas schief geht, ist es eben kein Drama. Aus dem Grund habe ich jetzt für die Proberunde kein teures Bienenwachs oder Ähnliches genommen, sondern deutlich günstigere Wachs Pastillen, die aber aus Raps hergestellt sind und sich durch die kleine Form gut schmelzen lassen.
Material für unser Kerzen gießen Projekt |
Was man für die Herstellung von Duftkerzen braucht:
- Wachs oder Wachsreste (in den meisten Kerzengläsern bleibt ziemlich viel Wachs über)
- Gefäße für die Kerzen
- Aroma Duftöl, ich nehme nur rein natürliche. Ihr könnt aber auch Gewürze nehmen, gerade in der Weihnachtszeit passen zum Beispiel Zimt oder Vanille sehr gut, wer mag kann ein bisschen Lebkuchengewürz untermischen
- Ein Metallgefäß zum Schmelzen des Wachses
- Kerzendochte
- Einige Halter für den Docht, um ihn während des Gießens im Glas zu zentrieren. Ich habe welche bestellt, Ihr könnt aber auch Wäscheklammern nehmen, wenn das Gefäß kleiner ist
- Wer mag, kann noch Färbemittel hinzufügen
Kerzen gießen Schritt für Schritt:
Vorbereitung der Gläser/ Behälter
Zunächst haben wir unsere alten Kerzengläser von Wachsresten befreit, das geht ganz gut, wenn man das Glas kurz in die Mikrowelle stellt. Das Ganze weicht dann auf und man kann das Wachs gut entnehmen. Danach haben wir die Kerzendochte eingeklebt, in meinem Paket mit Kerzendochten waren auch kleine Aufkleber dafür. Zum Schluss werden die Kerzendochte mit einer Halterung fixiert, damit sie während des Gießens nicht umkippen.
Wachs schmelzen:
Hierfür habe ich einen kleinen Schmelztiegel gekauft, Wachs Pastillen hinein gegeben und das Ganze im heißen Wasserbad geschmolzen. Irgendwie hat das aber doch länger gedauert als ich dachte, so dass wir nach vier Kerzen doch etwas demotiviert waren...
Kurzerhand hat meine Tochter sich einen Messbecher geschnappt, zur Hälfte mit Wachspastillen gefüllt und in die Mikrowelle gestellt. Das ging auf höchster Stufe schnell, so dass wir danach gut voran kamen mit unserem Projekt. Ich habe weiter klassisch im Wasserbad geschmolzen, meine Tochter hat die Mikrowelle übernommen.
Duftöle hinzufügen:
Da wir ja Duftkerzen wollten, haben wir uns rein natürliche Duftöle bestellt und diese dann in das geschmolzene Wachs gerührt. Von der Menge her waren wir anfangs etwas zögerlich, so dass die ersten Kerzen etwas schwach duften. Zum Ende hin wurden wir mutiger und haben auch verschiedene Düfte gemixt und großzügig ins Wachs geträufelt. Ich hatte mich extra für ein Set mit sechs verschiedenen Duftrichtungen entschieden, das auch preislich im Rahmen liegt, so dass wir am Ende unser Duftöl großzügig untergemischt haben.
Kerzen gießen:
Danach wird das duftende Wachs vorsichtig in die vorbereiteten Gläser gefüllt und zum Abkühlen beiseite gestellt. Ihr könnt natürlich auch andere Gefäße benutzen, ich finde zum Beispiel kleine Metalldosen wunderschön. Sobald die Kerzen abgekühlt sind, kann man die Dochthalter entfernen, allerdings würde ich damit eine Weile warten, bis das Ganze wirklich richtig ausgekühlt und fest ist. Ich habe den Halter bei der ersten Kerze etwas zu früh entfernt und nun ist der Docht in Schieflage geraten und daneben ist ein kleines Loch entstanden (was aber auch kein Drama ist).
Unsere Ausbeute |
Übrigens könnt Ihr zu Euren Kerzen auch Gewürze oder Orangenscheiben hinzufügen - das riecht nicht nur gut, sondern sorgt für eine tolle Optik. Da meine Tochter keine Beigaben wollte, habe ich dieses Mal darauf verzichtet.
Unser Fazit zu selbst gegossenen Duftkerzen:
Obwohl ich anfangs doch etwas skeptisch war, muss ich sagen, dass es wirklich Spaß gemacht hat und der Arbeitsaufwand minimal ist. Ich bin normalerweise nicht wirklich der DIY Typ und habe mich deshalb etwas geziert, zumal ich das totale Wachschaos in meiner penibel sauberen Küche vor Augen hatte...Das ist aber ausgeblieben und die paar Wachsflecken die entstanden sind, waren mühelos zu entfernen.
Unsere Duftkerzen riechen traumhaft, manche nach süßer Orange gemischt mit Lemongrass, einige beinhalten Lavendel und etwas Minze oder Tea Tree zur Entspannung, ich bin wirklich hin und weg. Ich habe mir jetzt in der Leseecke in meinem Arbeitszimmer eine kleine Entspannungsoase eingerichtet, einschließlich unserer selbstgemachten Kerzen:
Kostenpunkt:
Für das gesamte Material habe ich weniger als 50 Euro bezahlt und wir haben insgesamt 11 Kerzen gegossen. Von dem 2 kg Beutel Wachs ist allerdings noch etwas übrig, so dass wir auch locker 2 oder 3 Kerzen mehr hätten gießen können. Für die nächste Runde werde ich nur noch Wachs nachkaufen müssen, alles andere wie Dochte oder Duftöl ist noch reichlich vorhanden, die Dochthalter muss man nur einmalig anschaffen. Man kann auch komplett auf diese Halter verzichten und stattdessen Holzspieße oder Wäscheklammern nehmen, das war mir aber (gerade für das erste Mal) etwas zu fummelig.
Man kann den Kerzen natürlich auch verschiedene Farben hinzufügen und sich damit nicht nur eigene Düfte zaubern, sondern auch gleich die passende Kerzenfarbe. Ich hatte zwar Farbe bestellt, die aber nicht rechtzeitig angekommen ist. Also haben wir ohne losgelegt, da wir es nicht mehr abwarten konnten unsere Kerzen endlich herzustellen :)
Übrigens: Das Ganze kann man auch gut mit jüngeren Kindern machen und einen schönen Bastelnachmittag gemeinsam als Familie veranstalten - nur das Wachs schmelzen sollte ein Erwachsener oder größeres Kind übernehmen. Meine Kinder haben sich übrigens immer sehr gefreut, wenn sie tolle Geschenke für Oma und Opa selbst herstellen konnten.
Habt Ihr schon mal selbst Kerzen gegossen oder seit Ihr auf anderen Gebieten kreativ? Ich nehme gerne Ideen für neue Projekte entgegen, der November ist noch lang!
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