Ich habe vor einer Weile hier diesen sehr persönlichen Beitrag veröffentlicht. Diesen zu schreiben hat mich damals wirklich sehr viel Kraft und Überwindung gekostet, trotzdem habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, da mir das Thema einfach zu wichtig war und noch immer ist. Und dieses Thema ist einfach zu wichtig, um in der Versenkung zu verschwinden.
Es ging um ein für mich ganz besonderes Thema, eigentlich gleich mehrere, ich schreibe einfach mal drauflos.....es geht um Leukämie, Tattoos und sehr Privates.
Weihnachten war für mich zwar auch in diesem Jahr schön, aber wie in jedem Jahr seit dem Tod meines Bruders würde ich mich am liebsten auch irgendwo verkriechen. Denn genau zwei Tage vor Heiligabend kam damals die erlösende Nachricht, dass nach sehr langer Wartezeit endlich ein passender Knochenmarkspender gefunden wurde und seitdem ist die Weihnachtszeit auch eine traurige für mich.
Stichwort Tattoos - ein heikles Thema. Es wird ja zum Teil sehr kontrovers diskutiert und es gibt (wie überall im Leben) die verschiedensten Ansichten dazu, und das ist auch gut so.
Ich selbst finde manche schön, manche weniger, einige sind so toll, dass es richtige Kunstwerke sind. Wiederum andere, die einfach hingeklatscht sind und überhaupt keine Aussage transportieren oder überhaupt keinen persönlichen Bezug zur Person haben die sie trägt finde ich ehrlich gesagt auch nicht wirklich überzeugend.....
Ich selbst wäre aber noch vor einigen Jahren nie auf die Idee gekommen, mich tätowieren zu lassen, bis etwas passierte, das meine bis dato heile Welt zertrümmerte und sie komplett aus den Fugen geraten ließ....
Mein jüngerer und einziger Bruder starb zu dem Zeitpunkt. Mein Bruder war gleichzeitig mein bester Freund und erster Ansprechpartner in allen Lebenslagen und wir hatten ein sehr enges Verhältnis. Wir haben jeden Tag telefoniert, oft auch mehrmals und haben uns mehrmals in der Woche gesehen.
Er hatte eine besonders aggressive Form der Leukämie und trotz einer erfolgreichen Stammzellenspende hat er seinen wirklich sehr schweren Kampf gegen den Blutkrebs verloren. Die offizielle Todesursache: Nicht die Leukämie an sich, sondern multiples Organversagen. Meinem Bruder konnte auch auf der Intensivstation nicht geholfen werden und ich konnte nur tagtäglich hilflos zusehen, im Wechsel zwischen Wut und Trauer.
Das hier so nüchtern in Worte zu fassen kostet mich gerade ziemlich viel Kraft. Ich war lange Zeit überhaupt nicht in der Lage, über diese Zeit und die Bilder im Kopf zu sprechen, ohne zu kollabieren. Auch wenn ich bis dato dachte, dass ich psychisch gefestigt wäre und mich so schnell nichts aus der Bahn werfen kann, ist genau das passiert. Ich war wochenlang völlig apathisch, konnte weder essen, schlafen, geschweige denn arbeiten. Darüber sprechen, geschweige denn zu schreiben hätte ich mir nie vorstellen können.
Für viele Blutkrebspatienten bedeutet eine Stammzellspende die letzte Chance!
Ich hatte mich gleich nach der Diagnose meines Bruders testen und registrieren lassen, kam aber für meinen Bruder als Spenderin nicht in Frage, was mich nochmal völlig aus der Bahn geworfen hatte. Irgendwie war ich felsenfest davon überzeugt, sein genetischer Zwilling zu sein, zumal wir uns in allem sehr ähnlich waren.
Es hat damals Ewigkeiten gedauert, bis für meinen Bruder letztlich ein passender Spender gefunden werden konnte und es ist wahnsinnig schwer für alle Beteiligten, diese Zeit zu überstehen.
Spender gefunden! Die ganze Familie war im Ausnahmezustand und ich habe dann irgendwann in der schlimmen Zeit beschlossen, mir den Namen meines Bruders auf den rechten Oberarm tätowieren zu lassen.
Dort prangt nun das Tattoo und ich habe es nicht eine einzige Sekunde bereut, auch wenn ich im Job selbst im Sommer lange Ärmel tragen muss, da es in unserer Branche/ Position einfach ein No-Go wäre.
In Konferenzen und Meetings gibt es einen Dresscode, da passen Tattoos nicht....aber privat fühle ich mich sehr wohl in meiner Haut und meinem Tattoo!
Ich spreche eigentlich nicht gern darüber und die meiste Zeit ist das Tattoo ohnehin bedeckt, selbst viele in meinem Umfeld wissen gar nichts von meinem Tattoo. Letztlich ist es ja auch etwas sehr Persönliches und ich habe es ausschließlich für meinen Bruder und mich stechen lassen und nicht, um es bewusst spazieren zu tragen und zu zeigen.
Ich habe aber trotzdem irgendwann der Zeitschrift LISA im Rahmen eines Specials über Tattoos meine Geschichte erzählt.
Der Text ist übrigens nicht ganz richtig, ich war einige Tage verreist, als mich die Nachricht erreichte, dass es meinem Bruder sehr schlecht geht. Vor meiner Abreise hatten mir die Ärzte noch versichert, es ginge bergauf und ich könnte ruhigen Gewissens ein paar Tage mit meinen Kids wegfahren.
Als der Horror Anruf kam, habe ich meine Siebensachen gepackt, mich ins Auto gesetzt und bin selbst 1400 Kilometer nach Hamburg durchgefahren (so schnell konnte ich keinen Flug mehr bekommen). Kaum war ich zu Hause, bin ich sofort ins UKE Hamburg gehechtet, wo ich die nächsten Tage campiert habe und nur noch zum Duschen nach Hause gegangen bin. An Essen war für mich damals gar nicht zu denken und an Schlafen schon gar nicht.
Ich bin auch jetzt nach der langen Zeit glücklich mit meinem Tattoo und bin froh, diesen Schritt gewagt zu haben! Ich werde täglich schon beim Aufstehen und einem Blick in den Spiegel an meinen Bruder erinnert, was anfangs ehrlich gesagt ziemlich schwer zu ertragen war.....
Und für diejenigen unter Euch, die vielleicht auch mit einem Tattoo liebäugeln - es hat nur ein klein wenig weh getan, ich habe es mir ehrlich gesagt viel schlimmer vorgestellt.
Mittlerweile möchte ich das Ganze auch noch etwas erweitern und verschönern lassen, mir schweben da Blumen oder Ähnliches vor, vor allem möchte ich ein bisschen Farbe - kreative Ideen nehme ich gerne entgegen!
Ich habe es endlich durchgezogen, irgendwie hatte ich nie die zündende Idee und viele Vorschläge meines Tätowierers haben mir einfach nicht gefallen. Nach einem Brainstorming ist nun das daraus geworden:
Ich finde es wunderschön, Lilien gehören zu meinen Lieblingsblumen, auch mein Bruder mochte sie. Die Rose wollte ich unbedingt noch, sie hat eine ganz besondere Bedeutung für mich und meinen Bruder.
Ein kleines Detail fehlt jetzt aber noch - ganz oben über der Tätowierung soll noch eine Lotus Blume gezaubert werden, um das Ganze zu vervollständigen. Denn die Lotusblume steht unter anderem für Vollkommenheit und ist für mich genau das richtige Symbol.
Mein Sohn, der sehr an seinem Onkel hing und von ihm betreut wurde, als ich noch mitten im Studium steckte, hat diesen Beitrag gestern gelesen. Und mir ein paar Minuten später seine online Anmeldung zur Registrierung bei der DKMS gezeigt - ich habe Rotz und Wasser geheult.
Ich möchte mein Tattoo nicht mehr missen und meine Bitte an Euch alle: Bitte registriert Euch!
Es ging um ein für mich ganz besonderes Thema, eigentlich gleich mehrere, ich schreibe einfach mal drauflos.....es geht um Leukämie, Tattoos und sehr Privates.
Weihnachten war für mich zwar auch in diesem Jahr schön, aber wie in jedem Jahr seit dem Tod meines Bruders würde ich mich am liebsten auch irgendwo verkriechen. Denn genau zwei Tage vor Heiligabend kam damals die erlösende Nachricht, dass nach sehr langer Wartezeit endlich ein passender Knochenmarkspender gefunden wurde und seitdem ist die Weihnachtszeit auch eine traurige für mich.
Stichwort Tattoos - ein heikles Thema. Es wird ja zum Teil sehr kontrovers diskutiert und es gibt (wie überall im Leben) die verschiedensten Ansichten dazu, und das ist auch gut so.
Ich selbst finde manche schön, manche weniger, einige sind so toll, dass es richtige Kunstwerke sind. Wiederum andere, die einfach hingeklatscht sind und überhaupt keine Aussage transportieren oder überhaupt keinen persönlichen Bezug zur Person haben die sie trägt finde ich ehrlich gesagt auch nicht wirklich überzeugend.....
Ich selbst wäre aber noch vor einigen Jahren nie auf die Idee gekommen, mich tätowieren zu lassen, bis etwas passierte, das meine bis dato heile Welt zertrümmerte und sie komplett aus den Fugen geraten ließ....
Mein jüngerer und einziger Bruder starb zu dem Zeitpunkt. Mein Bruder war gleichzeitig mein bester Freund und erster Ansprechpartner in allen Lebenslagen und wir hatten ein sehr enges Verhältnis. Wir haben jeden Tag telefoniert, oft auch mehrmals und haben uns mehrmals in der Woche gesehen.
Er hatte eine besonders aggressive Form der Leukämie und trotz einer erfolgreichen Stammzellenspende hat er seinen wirklich sehr schweren Kampf gegen den Blutkrebs verloren. Die offizielle Todesursache: Nicht die Leukämie an sich, sondern multiples Organversagen. Meinem Bruder konnte auch auf der Intensivstation nicht geholfen werden und ich konnte nur tagtäglich hilflos zusehen, im Wechsel zwischen Wut und Trauer.
Das hier so nüchtern in Worte zu fassen kostet mich gerade ziemlich viel Kraft. Ich war lange Zeit überhaupt nicht in der Lage, über diese Zeit und die Bilder im Kopf zu sprechen, ohne zu kollabieren. Auch wenn ich bis dato dachte, dass ich psychisch gefestigt wäre und mich so schnell nichts aus der Bahn werfen kann, ist genau das passiert. Ich war wochenlang völlig apathisch, konnte weder essen, schlafen, geschweige denn arbeiten. Darüber sprechen, geschweige denn zu schreiben hätte ich mir nie vorstellen können.
Warum ich es trotzdem mache?
Ich möchte daher an dieser Stelle auch die Gelegenheit nutzen und alle eindringlich bitten, sich bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) als Spender registrieren zu lassen oder doch zumindest mal ernsthaft darüber nachzudenken und sich zu informieren! Wer sich nicht vorstellen kann, selbst zu spenden oder nicht spenden darf wegen eigener Erkrankung: Die DKMS ist auch auf Geldspenden angewiesen.Für viele Blutkrebspatienten bedeutet eine Stammzellspende die letzte Chance!
Ich hatte mich gleich nach der Diagnose meines Bruders testen und registrieren lassen, kam aber für meinen Bruder als Spenderin nicht in Frage, was mich nochmal völlig aus der Bahn geworfen hatte. Irgendwie war ich felsenfest davon überzeugt, sein genetischer Zwilling zu sein, zumal wir uns in allem sehr ähnlich waren.
Es hat damals Ewigkeiten gedauert, bis für meinen Bruder letztlich ein passender Spender gefunden werden konnte und es ist wahnsinnig schwer für alle Beteiligten, diese Zeit zu überstehen.
Irgendwann kurz vor Weihnachten kam die erlösende Nachricht:
Spender gefunden! Die ganze Familie war im Ausnahmezustand und ich habe dann irgendwann in der schlimmen Zeit beschlossen, mir den Namen meines Bruders auf den rechten Oberarm tätowieren zu lassen.
Dort prangt nun das Tattoo und ich habe es nicht eine einzige Sekunde bereut, auch wenn ich im Job selbst im Sommer lange Ärmel tragen muss, da es in unserer Branche/ Position einfach ein No-Go wäre.
In Konferenzen und Meetings gibt es einen Dresscode, da passen Tattoos nicht....aber privat fühle ich mich sehr wohl in meiner Haut und meinem Tattoo!
Ich spreche eigentlich nicht gern darüber und die meiste Zeit ist das Tattoo ohnehin bedeckt, selbst viele in meinem Umfeld wissen gar nichts von meinem Tattoo. Letztlich ist es ja auch etwas sehr Persönliches und ich habe es ausschließlich für meinen Bruder und mich stechen lassen und nicht, um es bewusst spazieren zu tragen und zu zeigen.
Ich habe aber trotzdem irgendwann der Zeitschrift LISA im Rahmen eines Specials über Tattoos meine Geschichte erzählt.
Der Text ist übrigens nicht ganz richtig, ich war einige Tage verreist, als mich die Nachricht erreichte, dass es meinem Bruder sehr schlecht geht. Vor meiner Abreise hatten mir die Ärzte noch versichert, es ginge bergauf und ich könnte ruhigen Gewissens ein paar Tage mit meinen Kids wegfahren.
Als der Horror Anruf kam, habe ich meine Siebensachen gepackt, mich ins Auto gesetzt und bin selbst 1400 Kilometer nach Hamburg durchgefahren (so schnell konnte ich keinen Flug mehr bekommen). Kaum war ich zu Hause, bin ich sofort ins UKE Hamburg gehechtet, wo ich die nächsten Tage campiert habe und nur noch zum Duschen nach Hause gegangen bin. An Essen war für mich damals gar nicht zu denken und an Schlafen schon gar nicht.
Ich bin auch jetzt nach der langen Zeit glücklich mit meinem Tattoo und bin froh, diesen Schritt gewagt zu haben! Ich werde täglich schon beim Aufstehen und einem Blick in den Spiegel an meinen Bruder erinnert, was anfangs ehrlich gesagt ziemlich schwer zu ertragen war.....
Und für diejenigen unter Euch, die vielleicht auch mit einem Tattoo liebäugeln - es hat nur ein klein wenig weh getan, ich habe es mir ehrlich gesagt viel schlimmer vorgestellt.
Mittlerweile möchte ich das Ganze auch noch etwas erweitern und verschönern lassen, mir schweben da Blumen oder Ähnliches vor, vor allem möchte ich ein bisschen Farbe - kreative Ideen nehme ich gerne entgegen!
Update:
Ich habe es endlich durchgezogen, irgendwie hatte ich nie die zündende Idee und viele Vorschläge meines Tätowierers haben mir einfach nicht gefallen. Nach einem Brainstorming ist nun das daraus geworden:
Ich finde es wunderschön, Lilien gehören zu meinen Lieblingsblumen, auch mein Bruder mochte sie. Die Rose wollte ich unbedingt noch, sie hat eine ganz besondere Bedeutung für mich und meinen Bruder.
Ein kleines Detail fehlt jetzt aber noch - ganz oben über der Tätowierung soll noch eine Lotus Blume gezaubert werden, um das Ganze zu vervollständigen. Denn die Lotusblume steht unter anderem für Vollkommenheit und ist für mich genau das richtige Symbol.
Last but not least:
Mein Sohn, der sehr an seinem Onkel hing und von ihm betreut wurde, als ich noch mitten im Studium steckte, hat diesen Beitrag gestern gelesen. Und mir ein paar Minuten später seine online Anmeldung zur Registrierung bei der DKMS gezeigt - ich habe Rotz und Wasser geheult.
Ich möchte mein Tattoo nicht mehr missen und meine Bitte an Euch alle: Bitte registriert Euch!